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Das Wissen, das aus der Kälte kam

Prix de Quervain 2020

Die Schweizerische Kommission für Polar- und Höhenforschung der Akademien der Wissenschaften Schweiz hat zusammen mit der Jungfraujochkommission der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz den diesjährigen Nachwuchs-Forschungspreis «Prix De Quervain» auf dem Gebiet der Polarforschung vergeben. Prämiert wurde die Doktorarbeit von Dr. Lea Pfäffli, die sich mit dem Wissen um die Arktis zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt.

Forschungsexpedition in Grönland
Bild: CC BY-SA, ETH-Bibliothek Zürich

Die Faszination der Arktis ist seit der Moderne mit dem Wissen verbunden, das in ihrem Raum erzeugt wurde und aus ihrer Kälte kam. Lea Pfäffli rekonstruiert es geschichtlich anhand populärer Eiswelten, die beflaggt, koloriert und intensiv vermarktet worden sind. Sie sieht dieses Wissen als Produkt von Expeditionen, die ständig auf Bewilligungen warten, Beratungen erzwingen und neue Berichte brauchen, um ihre eigenen schreiben zu können.

Die breite Palette an Praktiken, die Arktisforschung erst möglich macht, zielt auch auf die Körper der Expeditionsteilnehmer. Diese müssen vor dem Erfrieren geschützt werden – und dafür muss viel mehr gelernt werden, als die gesammelten Beobachtungen, Gegenstände, Zeichnungen und Fotografien vermuten liessen. Bevor auch nur eine einzige Messung vorgenommen werden kann, müssen sich Arktisforscher für die Expedition vorbereiten, ihren Körper trainieren, die Ausrüstung zu reparieren lernen und zwischen den Gerätschaften, den kolonialen Interessenlagen und den natürlichen Verhältnissen vermitteln. Das alles verändert schliesslich den Gegenstand der Expeditionen, also die Arktis selber. Sie wird zugänglich und umgänglich, offeriert neue Spielarten des Umgangs und lässt ihre eisige Feindlichkeit kippen.

Die Doktorarbeit erscheint 2021 unter dem Titel «Helden und Handel. Eine transimperiale Geschichte arktischen Wissens» im Campus-Verlag in der Reihe Globalgeschichte. Sie ist mit Unterstützung der SCNAT entstanden.

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